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GZ Leimbach

Standort Manegg

 

Im Süden von Zürich entsteht auf dem ehemaligen Industrieareal Manegg Wohnraum für rund 4ʼ000 Menschen. Damit entwickelt sich in der Manegg ein neuer Stadtteil, der durch die inselartige Lage zwischen Autobahn und Sihl von den Quartieren Wollishofen und Leimbach abgeschnitten ist.

Entsteht ein neuer Stadtteil wie hier innert kurzer Zeit, ist es für das Zusammenleben wichtig, dass «Zuziehende möglichst schnell die Gelegenheit erhalten, sich zu organisieren, Projekte ins Leben zu rufen und eine gemeinsame Identität zu erschaffen», erklärt Melanie Brändle vom städtischen Büro für Sozialraum & Stadtleben. Kurz nach den allerersten Bewohnenden zog deshalb im Frühjahr 2018 mit dem «Standort Manegg» auch eine Zweigstelle des GZ Leimbach in das junge Viertel.

«Wollen wir so leben?»

Weder das soziokulturelle Programm noch die Räumlichkeiten waren zu diesem Zeitpunkt bereits fertig ausgestaltet – denn die nach und nach wachsende Quartierbevölkerung sollte dabei möglichst viel mitwirken. Und tatsächlich: Als der kleine Raum an zentraler, aber damals noch wenig belebter Lage inmitten der ersten Überbauung («Greencity») aufging, stellten sich schnell die ersten neugierigen Anwohnerinnen und Anwohner vor, erzählt die Standortleiterin Viviane Borsos. Der «Eisbrecher» sei jedoch einem Zeitungsartikel zu verdanken, der die Überbauung unter dem Titel «Wollen wir so leben?» als grau und unattraktiv abwertete. «Die Leute eilten zu mir und waren richtig aufgewühlt», erinnert sich Borsos. Die mediale Kritik weckte viel Tatendrang: Obwohl sie erst seit kurzem hier wohnten, identifizierten sich viele der Bewohnerinnen und Bewohner bereits mit dem Quartier. So kam die Idee auf, die Umgebung bunter zu gestalten. Borsos schrieb einen Aktionstag aus – «und alle kamen aus ihren Löchern». Schliesslich entstanden nicht nur die bunten Fähnchen, die nun unter anderem vor dem GZ-Standort hängen, sondern auch Kontakte, Ideen und eine Basis für weitere Aktivitäten.

 

Unterstützung von Eigeninitiative

Auch heute noch ist Borsos zwei Nachmittage die Woche vor Ort, um Neuzugezogenen Auskunft zu geben oder soziokulturelle Anliegen entgegenzunehmen. «Die Partizipation ist hoch – die Leute sind sehr motiviert, ihre Umgebung zu gestalten», sagt sie. Nahezu alle Aktivitäten wurden in Zusammenarbeit mit Bewohnenden entwickelt. Zum Beispiel der Jass-Treff: «Eines Tages kam eine ältere Frau herein und sagte: ʼJa, macht ihr denn nichts für die alten Leute im Quartier?ʼ », erinnert sich Borsos. Die Frau wünschte sich regelmässige Jass-Abende. Borsos half bei der Ausschreibung und stellte den Raum zur Verfügung. Heute treffe sich das daraus entstandene offene Jassgrüppchen – vier bis fünf ältere Personen, die zuvor keinen Anschluss im Quartier hatten – auch für andere Aktivitäten.

 

Vernetzen und Brücken schaffen

Die Bevölkerung in der Manegg verteilt sich bereits heute auf mehrere Genossenschaften, eine Siedlung der städtischen Stiftung für kinderreiche Familien sowie Miet- und Ei-gentumswohnungen – und weitere Siedlungen werden folgen. Der Standort Manegg erfüllt in dieser Konstellation auch eine verbindende Funktion. Besonders innerhalb der Genossenschaften bestehe viel Motivation, zusätzlich zu internen soziokulturellen Angeboten auch Aktivitäten für die ganze Manegg zu organisieren, erzählt Borsos. Hierfür werde oft das als «neutral» wahrgenommene GZ einbezogen: Denn finde beispielsweise ein Angebot wie der von einer Genossenschaft organisierte offene Feierabendtreff im Standort Manegg statt, so erreiche man viel eher das ganze Quartier.

 

Dynamische Entwicklung

Der GZ-Standort Manegg ist mittlerweile zu einem Teil der Quartieridentität geworden, ist Borsos überzeugt. Aussergewöhnlich viele Bewohnende würden sich freiwillig engagieren, sei es beim Giessen der Pflanzkisten, beim Leseförderangebot oder bei den regelmässigen Quartierführungen für Neuzugezogene. Sie höre auch immer wieder, dass Leute das GZ als wichtig für die Manegg erachten. Damit das so bleibt, muss das Angebot jedoch laufend an sich verändernde Bedürfnisse angepasst werden. Dies ist nur möglich, wenn der GZ-Standort weiterhin am Puls der Manegg bleibt und neuen Bedarf rasch erkennt – als soziokulturelle Drehscheibe und beliebte Anlaufstelle für Neuzuziehende hat er dafür bereits heute die besten Voraussetzungen.